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Astrofotografie mit Vollformat-Kamera oder APS-C?

Bei der Wahl einer DSLR-Kamera für die Astrofotografie steht man unter anderem vor der Frage, ob es ein Modell mit Vollformat- oder APS-C-Sensor sein soll. Gibt es da überhaupt relevante Unterschiede?

Grundlegende Unterschiede
Hier gibt es eine Übersicht über die wichtigsten Aspekte. Legende zu den Symbole:

Vorteil für Vollformat | Vorteil für APS-C | Unentschieden
Megapixel
Dieser Punkt spielt überhaupt keine Rolle mehr. Die Chips der APS-C-Kameras weisen ein feineres Pixelraster auf, sodass es bzgl. der Pixelzahl keine Gründe für das eine oder das andere Sensorformat gibt.
Rauschverhalten
Die höhere Pixeldichte kann aus anderer Richtung betrachtet aber auch einen Nachteil bedeuten. Kleinere Pixel heißt schlicht und ergreifend auch: weniger Photonen pro Pixel. Aus weniger Photonen lassen sich mit der besten Elektronik nicht wieder mehr machen. Bei gleicher Pixelzahl muss also mit einem schlechteren Rauschverhalten gerechnet werden. Gerade in der Astrofotografie, bei der "schwierige Lichtverhältnisse" Programm sind, machen die Vollformat-Sensoren eine bessere Figur.
Bildfeld
Hier sind die Vollformat-Kameras natürlich im Vorteil. Ist das vorrangige Ziel die Aufnahme von großen Sternfeldern, führt an einem großen Sensor nichts vorbei.
Abbildung in den Ecken / Vignettierung
Ein großes Bildfeld erfordert natürlich auch ein Optik die möglichst sauber bis die Ecken abbildet und ausleuchtet. Denn muss das Bild für einen guten Eindruck stark beschnitten werden, kann man auch gleich zur APS-C-Kamera greifen.
Kosten
Der Kostenfaktor ist wohl der größte Nachteil der Vollformat-Kameras. Sie sind einfach teurer und um das größere Bildfeld bedienen zu können sind zudem bessere Objektive erforderlich.
Weitere Faktoren
Sampling
Weiterhin soll die DSLR möglicherweise am Teleskop eingesetzt werden. Dann ist es sinnvoll, sich über das Sampling Gedanken zu machen. Bei manchen Teleskopen machen aufgrund der typischen Seeing-Bedingungen sehr kleine Pixel überhaupt keinen Sinn. Hier sind Vollformat-Chips zusätzlich zum besseren Rauschverhalten ggfs. ohnehin die bessere Wahl.
Nur bei den relativ kurzen Belichtungszeiten z.B. bei Sonne und Mond können APS-C Kameras die Vorteile ihres feinen Pixelrasters ausspielen. Bei der Sonnenfinsternis 2017 in den USA habe ich für detaillierte Bilder von Korona und Chromosphäre z.B. gezielt die Canon EOS 750D am Pentax 75 SDHF eingesetzt. Mit der EOS 5D Mk II habe ich Ganzhimmel-Panoramen mit Fisheye-Objektiv aufgenommen.
Bildfeldkorrektur
Was für Objektive gilt, ist bei Teleskopen im Grunde genauso: Das Bildfeld muss bei Vollformat natürlich besser korrigiert sein. Jedoch gibt es für Teleskope relativ kostengünstige Korrektoren, mit denen man relativ einfach eine bessere Abbildung erzielt.
Clip-Filter
Möchte man einen Clip-Filter im Gehäuse z.B. zur Reduktion der Lichtverschmutzung einsetzen, muss man darauf achten, dass dies mit dem gewählten Kameramodell auch geht. Prinzipiell gibt es die Filter inzwischen aber auch für das Vollformat.
Zusammenfassung
Rein zielorientiert betrachtet haben Vollformat-Kameras entscheidende Vorteile (Bildfeld, Rauschen), solange man den Kostenfaktor ausblenden kann. In bestimmten Situationen ist es aber auch möglich mit den kleineren Pixeln einer APS-C Kamera (der gleichen Generation) feinere Details rauszuholen.

[04.02.2018]