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Die Astronomie-Seiten von Mario Weigand

ISS-Fotografie mit der Webcam

Auch ein Blick in den nahen Weltraum kann durchaus interessant sein. Besonders, wenn man eine Webcam oder ähnliches auf die Internationale Raumstation richtet. Hierbei können bereits erstaunliche Details sichtbar werden und man bekommt einen etwas anderen Bezug zur internationalen Raumfahrt. Die ~ 400 km Flughöhe erscheinen plötzlich viel kleiner.

Eine Aufnahme der ISS durch ein 6" Maksutov.
Die Fotografie der Internationalen Raumstation ISS ist, zumindest in der Form in der ich sie betreibe, mehr eine Frage des körperlichen Geschicks und nicht des fotografischen.

Damit ist die manuelle Nachführung des Teleskops auf die ISS gemeint. Man kann sich auch einer automatischen Steuerung bedienen, zum Beispiel kann man den SkySensor 2000 von der Firma Vixen mit Satelliten-Bahndaten in Form der Two Line Elements (TLEs) füttern. Unter der Vorraussetzung, dass die Montierung sehr gut justiert ist, sowie das GOTO und die TLEs dürfen nicht älter als ein Tag sein.

Diese ganzen Faktoren, die hier zusammenspielen und einen Fehlschlag wegen kleiner Fehler sehr wahrscheinlich machen (Die Montierung muss es schaffen, die schnelle ISS auf den winzigen Webcam-Chip zu bringen – die ISS ist nur wenige Minuten am Himmel, was Korrekturen erschwert).

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, angeregt durch die zahlreichen erfolgreichen Versuche von Ulrich Beinert, einem Sternfreund aus dem Taunus, eine manuelle Nachführung zu versuchen.

Die manuelle Nachführung

Die ISS durch ein 9" Schmidt-Cassegrain.
Das im Folgenden beschriebene klingt einfach, bedarf jedoch ein wenig Übung. Zunächst muss das Sucherfernrohr (ein Peilsucher ist für diese Aufgabe noch angenehmer), so justiert werden, dass ein Objekt auf der Mitte des Webcambildes erscheint, wenn der Sucher genau auf das Objekt zeigt und zwar bei der Brennweite, bei der auch die Aufnahme entstehen soll. Nach der Justage sollte nichts mehr verändert werden. Ich mache das immer kurz vor der eigentlichen Aufnahme an einem hellen Stern, an dem auch vorher fokussiert wird. Das Gerät muss ausgekühlt sein, damit es bis zur Aufnahme der ISS zu keiner Verschiebung der Fokuslage durch thermische Ausdehnung oder Kontraktion kommt.

Nach der Justage und der Fokussierung müssen nur noch die richtigen Einstellungen für die Webcam gefunden werden. Zur manuellen Nachführung werden die Achsenklemmungen der Montierung gelöst. Da es nicht einfach ist, die ISS im Bild zu halten und sie meist nur durchhuschen wird, muss die Belichtungszeit möglichst kurz sein, damit sie nicht verwischt. In der Praxis hat sich 1/1000 Sekunde bewährt. Der Gain-Regler muss passend zu Vergrößerung und Lichtstärke eingestellt werden. Der ideale Wert muss aus Versuchen hervorgehen, meist muss er jedoch wegen der kurzen Belichtungszeit hoch eingestellt werden. Man kann den ersten Versuch daher ruhig mit ca. 75% starten.

Eine Aufnahme der ISS durch ein 11" Schmidt-Cassegrain.
Bei der manuellen Nachführung der Optik sollte man an möglichst langen Hebeln angreifen, da so feinere Bewegungen möglich sind und Korrekturbewegungen leichter fallen. Mein ehemaliges 6"-Maksutov-Teleskop hat ein kleinen Tubus, daher habe ich ein Aluminium-Profil als langen Hebel montiert gehabt.

Bei der Aufnahme verfolgt man stetig die ISS mit dem Sucher und lässt sich am besten nicht durch kurze Blicke auf den Monitor ablenken. Nach der Aufnahme wird das Video auf verwertbare Bilder durchsucht und diese werden dann aus dem Video extrahiert.

Was schon nach wenigen Versuchen, auch mit kleinen Optiken mit dieser Methode herauskommen kann, zeigen die Beispielbilder.