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Die Astronomie-Seiten von Mario Weigand

Venusfotografie im nahen UV

Der photometrische U-Filter von Schüler – für das Auge völlig schwarz.

Die Venus zeigt sich dem Beobachter abgesehen von der wechselnden Phasengestalt völlig strukturlos. Sie ist komplett in eine Wolkendecke aus SO2 und Schwefelsäuretröpfchen gehüllt, die im sichtbaren Licht keine Einzelheiten Preis gibt.

Mit fotografischen Mitteln lässt sich jedoch mehr erreichen. Dies gelingt dann, wenn man einen Filter für das nahe UV verwendet. Zwischen ca. 300 und 390 nm Wellenlänge lassen sich Strukturen in der rund 72 km hohen Wolkendecke abbilden und deren Veränderungen verfolgen. Ein photometrischer U-Filter eignet sich beispielsweise hervorragend dafür, es gibt aber auch dedizierte Venusfilter verschiedener Anbieter. Versuche mit einem Wratten 47 Filter (Violett) waren vergleichsweise unbefriedigend, aber auch mit diesem deutlich preisgünstigeren Glas lassen sich kleine Erfolge erzielen.

Jedoch ergeben sich auch Schwierigkeiten, denn die Transmission solcher Filter ist in der Regel nicht sehr hoch und die Empfindlichkeiten von erschwinglichen CCD-Kameras im nahen UV sind ebenfalls sehr niedrig. Daher ist ein Teleskop mit größerer Öffnung hilfreich, das genug Licht für ein brauchbares Signal-Rausch-Verhältnis liefert. Ist nicht genug Licht vorhanden, müssen Abstriche bei der Vergrößerung gemacht werden. Weiterhin muss die Optik für das nahe UV geeignet sein, da sonst die Bildschärfe zu wünschen übrig lässt.

Dennoch kann sich damit der Amateur-Planetenbeobachter die interessante Möglichkeit erschließen, den Planet Venus etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Hier eine Beispiel-Aufnahme, die mit einem 9" Schmidt-Cassegrain-Teleskop und einem U-Filter von Schüler entstanden ist. Mehr Venus-Fotos finden sich im Bereich Astrofotos: Sonnensystem -> Venus.

Hintergrund zu den UV-Strukturen

Aus Daten der Sonde VenusExpress ging hervor, dass die Wolkengrenze sehr einheitlich bei 72 km liegt. Demzufolge sind im UV keinerlei Höhenunterschiede sichtbar. Stattdessen scheint es sich um unterschiedliche Wolkenzusammensetzungen zu handeln.
In den dunkleren Bereichen steigen Gasmassen durch Konvektion nach oben und weisen höhere Temperaturen auf als die hellen Bereiche. Die chemische Zusammensetzung ist allerdings noch Gegenstand der Forschung.