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Die Astronomie-Seiten von Mario Weigand

Mondfinsternis 2018 – roter Mond über Frankfurt

Am 27. Juli 2018 stand die zweite totale Mondfinsternis des Jahres an, wobei die erste im Januar nicht von Deutschland aus zu beobachten war. Daher wollte ich diese natürlich unbedingt sehen. Nebenbei bemerkt hat das Jahr 2019 zwar noch eine totale und eine partielle Mondfinsternis zu bieten, die Jahre danach sehen für Finsternis-Fans jedoch mau aus: Die nächste Totale ist erst wieder 2022 und die ist in Deutschland nur schlecht zu sehen: Der Mond wird zu Beginn der Totalität untergehen. Die nächste Totale unter besten Bedingungen findet erst 2029 statt! Bis dahin gibt es nur ein paar schwierig zu beobachtende ähnlich der im Jahr 2022. Daher lautet die Devise: mitnehmen, was geht!

Trotz Rekordsommer war die Wetterlage für den Tag der totalen Mondfinsternis natürlich nicht überall in Deutschland so sicher. Doch immerhin sahen die Wettervorhersagen zumindest für das Rhein-Main-Gebiet recht vielversprechend aus, sodass für eine erfolgreiche Beobachtung keine weite Fahrt notwendig zu sein schien. Daher rückte als Vordergrund-Kulisse dieses Mal die Frankfurter Skyline in den Blick.

Standortsuche
Der verfinsterte Mond sollte gegen 21:10 MESZ etwa bei 120° Azimut aufgehen. Das Ende der (Kernschatten-)Finsternis war um 23:13 MESZ bei 146° Azimut und 14° Höhe. Also galt es zunächst, einen Standort westlich von Frankfurt mit freier Sicht im entsprechenden Horizontbereich zu finden. Sehr hilfreich für die Planung ist das online-Werkzeug „The Photographers Ephermis“, das für jeden beliebigen Standort die Sichtlinien für Sonne und Mond über die Karten von Google Maps legt.

Der Mond sollte für Weitwinkelbilder links der Skyline aufgehen und bis zum Ende der Kernschattenphase über den Hochhäusern entlang wandern. Das schränkte den sinnvollen Bereich für das Vorhaben auf die Gegend innerhalb des Vierecks Eschborn-Kronberg-Oberursel-Weißkirchen ein. Blieb noch die Suche nach einem Beobachtungsplatz mit freier Horizontsicht zwischen 120° und 146° Azimut in dieser Gegend. Als nützlich erweist sich bei solchen Aufgaben die Bodenperspektive von Google Earth. So lässt sich leicht prüfen, ob ggfs. ein Hügel oder Gebäude die Sicht versperren. Die Modellierung der Vegetation ist allerdings nicht so genau. Manchmal helfen Fotos vom jeweiligen Ort, die von Nutzern hochgeladen wurden und in Google Earth verlinkt sind, die Situation einzuschätzen. Als weitere Schwierigkeit gibt es in der anvisierten Gegend eine Menge Überlandleitungen, die das Motiv verschandeln würden. Und diese sind in Google Earth teilweise schwer zu erkennen. Als sich ein Ort als Kandidat herauskristallisiert hatte, galt es daher als letzten Schritt, ihn anzufahren und zu überprüfen.


(Kartenmaterial: OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL)

Letztendlich wurde es ein Feldweg zwischen Stierstadt und Oberhöchstadt, der etwas erhöht lag, wodurch der Blick deutlich über den Hochspannungsmasten nahe der A5 verlief. Über den Feldern am Zeilort gab es zwar auch einige Kabel, jedoch fand sich ein guter Platz ohne diese in den Bildfeldern zu haben.

Motivplanung
Nun ging es an die Definition der fotografischen Ziele: Brennweiten, Bildfelder, erforderliche Technik usw. Dabei hatte ich mir folgendes überlegt:

Der Finsternis-Abend
Wie üblich kommt immer alles etwas anders als erwartet. In Frankfurt war der Himmel zwar weitgehend klar, jedoch gab es gen Osthorizont einige Wolken, die die erste Sichtung des Mondes um rund 50 Minuten verzögerten. Im weiteren Verlauf kam es aber zu keinerlei wetterbedingter Beeinträchtigungen und die Finsternis konnte gut verfolgt werden.


Auf den Feldern waren wir alles andere als allein! Ich denke nicht zuletzt durch die angenehmen Temperaturen kamen viele Menschen aus den umliegenden Wohngebieten, um das astronomische Ereignis, das in den Medien sehr präsent war, mitzuerleben. Die Verzögerung hat niemanden vertrieben, alle warteten geduldig auf den „Blutmond“. An dem Abend sind uns viele Interessierte begegnet und es gab nette Gespräche. Auch ein paar Freunde kamen vorbei, was für gute Stimmung sorgte. Der 10 × 70 Feldstecher machte immer wieder die Runde und begeisterte, da mit ihm die rötliche Färbung des Mondes besser zur Geltung kam und rund herum feine Sternchen sichtbar wurden. Jede Finsternis ist doch irgendwie anders und diese wird mir als eine Art „Social-Event-Finsternis“ mit netter Atmosphäre sehr positiv in Erinnerung bleiben.

Ein paar Resultate
Close-Up
Die Mondfinsternis erreichte ihr Maximum am noch blauen Dämmerungshimmel und der Kontrast war dem entsprechend suboptimal. Dennoch war deutlich zu erkennen, dass die stärkste Verfinsterung nahe dem Zentrum der Mondscheibe lag. Es gab einen radialen Helligkeitsgradient, der zum Rand hin etwas heller wurde. Der Mond hat die Mitte des Erdschattens erkennbar nur knapp verfehlt.
Dies ist einer der Gründe für die außergewöhnlich lange Kernschattenphase (längste des 21. Jahrhunderts!). Dazu trug außerdem die Tatsache bei, dass der Mond sich im Apogäum befand und seine Bahngeschwindigkeit folglich relativ gering war.
Leider war das Seeing fast während des gesamten Finsternis-Verlaufs relativ schlecht, sodass die Aufnahmen mit 670 mm Brennweite für den Schärfe-Eindruck etwas verkleinert werden mussten.


Dieses HDR-Komposit der partiellen Phase zeigt, wie der Mond den Kernschattenraum der Erde wieder verlässt. Bilder mit Belichtungszeiten von 1/30 s bis 1 s bei ISO 200 sind in das Bild geflossen und wurden mittels Photomatix kombiniert, gefolgt von ein wenig Nacharbeit mit Photoshop.


Die rötliche Färbung hatte inzwischen an Intensität verloren. Einige Zuschauer fanden den Anblick aber jetzt am interessantesten, da der Mond für sie sehr plastisch wirkte. Das Seeing war kurzzeitig etwas besser, weswegen dies mein detailreichstes Bild der Finsternis ist.
Mond, Mars und Skyline
Dieses Bild ist in meiner Galerie zur Mondfinsternis 2018 mein persönlicher Favorit, da es viele Aspekte des Abends vereint.
Zu sehen ist der total verfinsterte Mond gegen 22:15 MESZ über der Frankfurter Skyline, mit dem "Ginnheimer Spargel" auf der linken Seite. Im Vordergrund sieht man außerdem einige Beobachter zwischen den Feldern.
Der helle Punkt rechts unten ist der Planet Mars, der es zeitweise durch die Wolken schaffte, die kurz zuvor erst den Mond frei gaben. Die dreieckige Sternformation knapp links oberhalb des Mondes sind die Sterne ο Cap, π Cap und ρ Cap im Sternbild Steinbock. Gerade im Feldstecher fiel das Sterndreieck immer wieder auf.


Skyline-Panorama mit Verlauf der Finsternis
Zu guter Letzt ist hier der Verlauf der Mondfinsternis über der Frankfurter Skyline als Komposition aus 27 Aufnahmen, die ich ab 22:03 MESZ – als der Mond hinter den Wolken hervorkam – mit einem Sigma 50 mm Objektiv und stehender Kamera aufgenommen habe. Als zeitlichen Abstand zwischen den aufeinanderfolgenden Bildern habe ich 5 Minuten gewählt. Die Sequenz lief automatisch über einen Timer.


Insgesamt waren die Beobachtung und die Fotografie der totalen Mondfinsternis 2018 für mich ein voller Erfolg und es gab zudem viel Kontakt mit Interessierten.

Alle Bilder der Finsternis gibt es hier